Öffentlicher Brief: Stellungnahme zum Punkt Hochwasserschutz sowie Vortrag des Wupperverbandes auf der Versammlung der Bezirksvertretung Cronenberg vom 22. Mai 2024

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Scherff,
sehr geehrte Mitglieder der Bezirksvertretung Cronenberg,
sehr geehrter Herr Klein vom Wupperverband,
liebe Nachbarn, interessierte Gäste und Freunde unseres Hauses,

ich war gestern Abend am 22.5.2024 auf der öffentlichen Versammlung der Bezirksvertretung Cronenberg. Neben der Bebauung der an das Gelpetal grenzenden Flächen Hipkendahl war für mich vor allem auch der angekündigte Punkt „Hochwasserschutz“ Grund für die Teilnahme. Ich war ohne jegliche Erwartung gekommen – bin allerdings genauso desillusioniert gegangen.

Da Gäste auf der Versammlung gestern kein Rederecht hatten, nehme ich mir heraus, nunmehr öffentlich Stellung zu nehmen.

Unser Haus liegt direkt an der Gelpe und durch unsere Flächen des Freizeit- und Minigolfgeländes fließt der Saalbach vor unserem Haus in die Gelpe. Wir waren 2021 von dem Hochwasserereignis massiv getroffen mit einer sechsstelligen Euro-Schadenssumme. Nur durch Eigeninitiative konnte unser Keller kurz vor knapp gerettet werden. Auch viele Nachbarn waren je nach Wohnlage unterschiedlich stark betroffen. Die Schäden sind noch nicht alle beseitigt.

Es gab kurze Zeit nach dem Ereignis eine Begehung mit Vertretern der Stadt der unteren Wasserbehörde sowie Vertretern des Wupperverbandes auf meinen Grundstücken. Dabei wurde mir vor allem klar gemacht, dass es ja meine Privatgrundstücke sind und ich folglich auch selber sehen muss, wie ich die Schäden beseitige. Es wurden Gesetze zitiert und mir allenfalls noch Auflagen angedeutet was ich alles beachten könnte. Positiv war, dass mir bei geplanten Maßnahmen ein „wohlwollendes und unbürokratisches Entgegenkommen“ mündlich zugesichert wurde.

Auf meine Frage, was ich mit den auf dem komplett zerstörten Freizeit- und Minigolfgelände angeschwemmten vielen Steinen machen soll, wurde mir wortwörtlich bei der Begehung geantwortet „dies sind jetzt Ihre Steine. Sie sind jetzt steinreich“.

Sie können sich vorstellen, dass meine Motivation jeglichen weiteren Kontakt zur Stadt oder zum Wupperverband nach diesem sehr desillusionierten ersten Kontakt bei Null lag und eigentlich auch liegt.

Nach den schweren wirtschaftlichen Coronajahren ist die wirtschaftliche Entwicklung in der Gastronomie leider durch erheblich steigende Kosten auf allen Ebenen, folglich weiter zu gebenden Preisen sowie einem allgemeinen Gästerückgang von bis zu ca. 30% geprägt. Wenn man die Kiste hier auf plus-minus Null tariert bekommt, ist man besser wie die meisten Kollegen, welche auch 2024 erneut Verluste wie in den Vorjahren einfahren dürften.

Mein neuer, durch die Steine geprägter Reichtum hilft mir leider auch nicht alle Kosten und vor allem in präventive Maßnahmen zu investieren. Ja es gab Hilfen, aber die reichen eben nicht und durch die schwierige Situation der Gastronomie ist hier Stillstand angesagt. Insbesondere auch in Sachen Prävention.

Umso wichtiger wäre jegliche Hilfe. Vor diesem Hintergrund war ich gestern allerdings ohne jegliche Erwartungen auf der Versammlung der Bezirksvertretung Cronenberg – aber dennoch gespannt auf den Vortrag von Herrn Klein vom Wupperverband gekommen. Meine nicht vorhandenen Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

In dem Vortrag des Vertreters des Wupperverbandes wurde vor allem großflächig auf das gesamte Bergische Land eingegangen mit einem Schwerpunkt auf der Wupper. Außerdem wurde kurz auf die Kohlfurth eingegangen – wozu es im Juni für die dortigen Bürger einen gesonderten und ausführlicheren Infotermin seitens des Wupperverbandes geben soll.

Es ist beschämend und zeigt den Stellenwert für den Wupperverband, wenn man nach Cronenberg kommt und in seinem Vortrag zum Thema Hochwasserschutz das Gelpetal mit keinem einzigen Wort erwähnt. Es ist ein Schlag ins Gesicht der hiesigen betroffenen Anwohner hier im Gelpetal.

Es wurde auch kurz vorgestellt, dass der Wupperverband diverse neue Sensoren an Brücken angebracht hätte, welche mit Mobilfunk angebunden werden mussten. Auch bei uns an der Zillertaler Brücke wurde vor drei bis vier Wochen ein solcher Sensor (ich vermute es zu mindestens stark, dass es sich um einen solchen handelt) still und heimlich angebracht. Wenn man mit uns kommuniziert hätte, hätten wir gerne unser WLAN an dieser Stelle bereitgestellt. Dafür müsste man aber mal mit den lokalen Anwohnern sprechen.

Zugriff auf das Sensornetzwerk soll eine App bieten – welche in ca. 1-2 Jahren irgendwann, ohne konkretes Datum, bereitstehen soll. Was zur Hölle treibt der Wupperverband da und was wurde bitte die vergangenen drei Jahre gemacht?

Neben der Gastronomie habe ich noch ein IT-Unternehmen. Wir betreiben dort selber ein RZ und entwickeln diverse cloudbasierte Lösungen. Ich kann Ihnen versichern, dass die zentrale Speicherung und Aggregierung von einigen hundert Metriken keine 5 Jahre dauert und auch keine Raketenwissenschaft ist.

Ich bilde selber auch Fachinformatiker Systemintegration und Anwendungsentwicklung seit über 20 Jahren aus. Ein paar hundert Metriken in eine zentrale Datenbank mit Langzeitspeicherung im Minutentakt zu schmeißen und zu organisieren, da ein Webinterface und / oder eine App zu bauen, ist etwas was ich von jedem meiner Auszubildenden im zweiten bis dritten Lehrjahr mit wenigen Monaten als Projekt zutrauen und erwarten würde.

Alleine bei mir im Haus-Zillertal betreibe ich einen Hausserver, welche über 300 Sensoren und Metriken im Minutentakt „Langzeit archiviert“ und mir auf Dashboards u.a. visualisiert anzeigt.

Auch das nur kurz in einem Satz erwähnte und nicht weiter ausgeführte „antrainieren einer KI“ braucht bitte keine 5 Jahre. Auch hiermit haben wir uns in meiner anderen Firma bereits in der Praxis beschäftigt, sowohl was das Antrainieren eigener KI-Modelle betrifft als auch die Nutzung von APIs der großen Firmen wie z.B. Google Vision u.a.

Noch einmal: Was treibt der Wupperverband da bitte?

Da das Gelpetal mit keinem Wort im Vortrag vom Wupperverband erwähnt wurde zeigt mir, dass es für das Gelpetal auch nicht solche für die Wupper gezeigten schönen bunten Auswertungen aus Simulationen gibt wo hier was wie überflutet werden könnte oder wie man hier voraussehend mit Maßnahmen reagieren könnte.

Auch gab es nach meiner Kenntnis mit keinem Nachbarn Gespräche, denn wir als Anwohner hätten durchaus die eine oder andere Idee in Sachen Hochwasser-Schutz. Es ginge da ja um uns selber.

Im Prinzip diente der Ganze Vortrag vom Wupperverband einzig und alleine dazu, den Bezirksvertretern zu signalisieren „wir tun irgendwas“ und sie einzulullen damit das Thema möglichst am Ende der Diskussion ist.

Für uns Anwohner ist es allerdings so, dass wir jedes Mal nur an den Gedanken an ein im Wetterbericht angekündigten Starkregen in hellste Aufregung um Haus und Zukunft versetzt werden. So war es auch vorgestern bei dem Starkregen so, dass die Angst in einem wieder hochkroch. Jedes Mal, wenn die Gelpe etwas mehr Wasser trägt und sich in ein rauschendes Monster verwandelt, ist die Angst sofort wieder da. Digital und nicht erst nach Jahren.

Wir Anwohner hier im Gelpetal fühlen uns von der Stadt, dem Wupperband und der Politik in Sachen Hochwasser-Schutz komplett ignoriert und alleine gelassen. Wir sind hier unten komplett desillusioniert und auf uns alleine gestellt – maximal noch mit Auflagen überzogen, wenn man denn dann selber etwas machen wollen würde.

Und dies ist exakt die Stimmung, die ich gestern Abend von der Versammlung nach Hause getragen habe. Und meine noch anwesenden Nachbarn unabgesprochen vermutlich auch.

Auch wenn sie gering ist, will ich die Hoffnung aber nicht komplett aufgeben. Sofern nur 1% Chance besteht hier im Gelpetal etwas für den präventiven Hochwasserschutz zu tun, lade ich gerne den Vertreter des Wupperverbandes Herrn Klein, die Vertreter der Bezirksvertretung zusammen mit unseren Nachbarn hier in mein Haus an einem noch zu findenden Termin ein. Die Einladung steht hiermit.

Mit freundlichen Grüßen,
Lea Rücker
– Inhaberin Café-Restaurant Haus-Zillertal
– Anwohnerin Gelpe und Saalbach

2 Comments

  1. Birgit Maria Ciliberti sagt:

    Liebe Frau Rücker, es ist eigentlich ein “ Posse“ die von den Vertretern der Stadt und des Wupperverbandes und anderer “ verantwortlichen Stellen abgehalten wurde. Es zeigt sich letztlich, wenn man nicht in der Lage ist, sich selbst zu helfen, wird einem überhaupt nicht geholfen. Es ist traurig, daß Sie nicht positiv überrascht wurden von wirklich “ guten Vorschlägen und machbaren Möglichkeiten „..viel Gerede und es kommt nichts als „heiße Luft“. Ich bin nicht so häufig im Gelpetal unterwegs wie ich gern wäre, allerdings wenn, dann auch Gästin in Ihrem Haus“ Zillertal „. Es ist so schön und urig, lauschig und gemütlich, von daher sollte doch auch Interesse Seitens der Stadt und Verantwortlichen bestehen, das zu erhalten. Leider bin ich als Rentnerin, die 50 Jahre im Gesundheitswesen gearbeitet hat und weil diese Rente so knapp ist, dass ein häufigeres Einkehren z.B. bei Ihnen nur möglich ist, wenn ich weiterhin arbeite, was ich auch tue, nicht in der Lage Sie finanziell zu unterstützen.
    Ich wünsche Ihnen daß Sie nicht aufgeben und gegebenenfalls einen weiteren “ Brief“ schreiben und damit auch öffentlich machen, wie alleingelasssen man wird. Abgesehen davon, dass sich solche zynischen Scherze, wie“ nun sind sie Steinreich“ absolut verbieten, aber Anstand wurde auch nicht jedem gegeben.
    Ich drücke Ihnen die Daumen und hoffe, Sie geben nicht auf.
    Alles Gute und Toi,Toi,Toi…
    Seien Sie herzlich gegrüßt aus dem “ Hasten“

    Birgit Maria Ciliberti

    • Lea Rücker sagt:

      Sehr geehrte Frau Ciliberti,

      vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre Unterstützung!

      Ich kann Ihren Ärger über das viele Gerede ohne konkrete Ergebnisse verstehen. Ihre Beschreibung des „Zillertals“ als „schön und urig, lauschig und gemütlich“ macht mir deutlich, warum es für viele Menschen ein beliebtes Ausflugsziel ist. Dafür danke.

      Es ist bedauerlich, dass Sie als Rentnerin mit begrenztem Einkommen nicht in der Lage sind, uns so oft zu besuchen, wie Sie es gerne würden. Leider ist alles an Lebensmitteln, Energie und auch alles andere so viel teurer geworden – leider in der Folge dann auch bei uns. Es tut uns sehr leid. Dennoch ist Ihre Unterstützung und Ihr Zuspruch für uns und auch mich persönlich sehr wichtig und aufbauend.

      Vielen Dank für Ihre „Daumen drücken“ und Ihre guten Wünsche. Ich gebe nicht auf und werde mich weiterhin mit vollem Einsatz für das Gelpetal einsetzen.

      Lea Rücker

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